Katrin Navessi – 17 Shades of Blue
Nach ihrem gelungenen Ausflug in den Bereich des Pop als Frontfrau der Elektro-Formation Jellybeat kehrt Katrin Navessi nun zu ihren musikalischen Wurzeln, dem anspruchsvollen Singer/Songwritertum zurück. Auf „17 Shades of Blue“ (Lindo Records), so der Titel des im Juni erscheinenden und lang erwarteten Debütalbums, zeigt sich die überaus talentierte Wienerin mit der eindringlichen Stimme als eine Liedermacherin, die es ganz vortrefflich versteht, berührende Musik mit Tiefgang und Atmosphäre entstehen zu lassen. Ihre gefühlvollen und zugleich sehr ausdrucksstarken Songs erzeugen Gänsehaut, wirken lange nach und offenbaren sich, je öfter man sie sich anhört, als zart schimmernde kleine Kunstwerke, die frei von jedem Pathos eine immense Anziehungskraft entwickeln. Präsentiert wird das gute Stück am 23. Juli im Wiener WUK.
Dass Katrin Navessi ganz unbestritten das Talent dafür besitzt, wirklich erstklassige und in Erinnerung bleibende Nummern aus ihren Ärmeln zu schütteln, wissen Kenner der Wiener Singer/Songwriter-Szene nicht erst seit gestern. Schon lange bevor Navessi, die in ihrer musikalischen Sozialisation stark geprägt wurde von solch charismatischen KünstlerInnen wie Sinead O'Connor, Björk, Bob Dylan und einer PJ Harvey, in die Rolle der Frontfrau der Elektro-Pop-Band Jellybeat schlüpfte, bereiste sie höchst aktiv die vielen Clubs des Landes, um den Liebhabern der anspruchsvollen Liedermacherkunst ihre ganz eigene Interpretation handgemachter, akustischer Popmusik näherzubringen.
Auf ihrem Debüt „17 Shades of Blue“ zeigt sich die Wiener Liedermacherin von ihrer eher stillen und fast schon schüchternen Seite, was aber der Musik im Gesamten sehr gut ansteht. Ohne großen Firlefanz, ohne die großen klischeebeladenen Gesten, mit einer betörenden Unaufgeregtheit und Zurückhaltung formt sich die Wienerin ihre unverkennbare, von einer zarten Melancholie getragene Klangsprache, die veredelt durch ihre sanfte, in manchen Momenten an Suzanne Vega erinnernde Stimme, eine ungemein dichte Atmosphäre entwickelt. Dezent instrumentiert - neben der Liedermacherin tritt lediglich der Geiger Stephan Steiner (u.a. Hotel Palindrone, Harlequins Glance) in Erscheinung – erwachsen die insgesamt zehn Songs (darunter das höchst gelungene Cover des einst von Billie Holiday und Barbra Streisand gesungenen Liedes "My Man") zu fesselnden und überaus stimmungsvollen Hörerlebnissen, die ihren Spannungsbogen vom ersten bis zu letzten Ton aufrechterhalten.
„17 Shades of Blue“ kann man als ein mehr als nur gelungenes Erstlingswerk bezeichnen, offenbart Katrin Navessi doch jene songwriterischen Qualitäten, die sie von der Masse im positivsten Sinne abheben. Bleibt zu hoffen, dass die hochtalentierte Künstlerin, mit ihrem Debüt noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt ist. Man will einfach mehr hören. (mt)
Mica Austria